Wusstest Du schon immer, dass Du eine Aktivistin für soziale Gerechtigkeit werden würdest?
Als Kind dachte ich, dass ich mal für den WWF oder so arbeiten würde. Ich bin ganz früh Vegetarierin geworden, weil mich Massentierhaltung dermaßen geschockt hat. Ebenso das Aussterben von Tierarten.Wie sah Dein Weg seither aus?
Kurvig. Dass meine Mutter alleinerziehend war und 2005 Hartz 4 bekommen hat als es eingeführt wurde - ich also als Jugendliche quasi zur ersten Hartz 4 Generation gehörte - war zwar immer ein Teil meiner Geschichte, aber ich habe damals keine Systemkritik entwickelt. Das kam erst später mit der Auseinandersetzung mit dem Grundeinkommen und damit verbunden der Gründung von Sanktionsfrei.Was treibt Dich an?

Einerseits treibt mich natürlich das Feedback an, das wir häufig von Menschen bekommen, die wir mit Sanktionsfrei unterstützen konnten. Aber vor allem bin ich davon überzeugt, dass eine gesunde Demokratie eine handlungsfähige Basis braucht, anstatt Existenzkämpfe. Hartz 4 macht viele Menschen krank und nimmt ihnen die Kraft, sich entsprechend ihrer Fähigkeiten an der Gesellschaft zu beteiligen. Die Angst vor dem Abstieg in Hartz 4 reicht außerdem weit bis in die Mitte der Gesellschaft.
Wie gehst Du mit Rückschlägen um?
Rückschläge gibt es natürlich. Ich erinnere mich z.B. an das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2019, das zwar Hart 4-Sanktionen teilweise als verfassungswidrig eingestuft hat (juhu!), andererseits aber auch Sanktionen bis 30 % weiterhin als zulässig erklärt hat. Ich halte das für falsch. Wenn man sich nicht mit Hartz 4 auskennt ist es leicht zu denken, dass ja 30% nicht so dramatisch seien, die prekäre Lage von Hartz-4-Beziehenden mit dem Urteil also entschärft worden sei. Dem ist aber eindeutig nicht so. 30% Abzug vom Existenzminimum macht die Menschen weiterhin erpressbar und verschärft die ohnehin schon bestehenden Existenzängste. Das Machtungleichgewicht zwischen Behörde und Individuum ist also leider bestätigt worden. Solche Rückschläge helfen mir dabei, mich auf das eigentliche Ziel zu besinnen und mindestens genauso entschlossen dran zu bleiben, wie vorher.
In welcher Situation hast Du zuletzt Mut benötigt?
Als unsere Zwillinge zur Welt kamen.Was hat Dich jüngst inspiriert und warum?
Hier kommen drei aktuelle Buchtipps: 1. Jean Peters, Gründer vom @pengcollective erzählt in „Wenn die Hoffnung stirbt, geht’s trotzdem weiter“ unglaubliche Geschichten aus dem subversiven Widerstand. 2. Mohamed Amjahid, @m_amjahid, gibt in „Der Weiße Fleck“ eine Anleitung zum antirassistischen Denken. 3. Hengameh Yaghoobifarah, @habibitus, „Ministerium der Träume“, ein Roman.In was für einer Welt wünschst Du Dir, zu leben?

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"Jeder, unabhängig von Figur und Gewicht, ist wertvoll."
"Meine Liebeserklärung an das Leben!"