"Habt den Mut, Dinge zu beginnen, an denen ihr zweifelt."

Es gibt so viele Menschen, die Ihren ganz persönlichen Weg gefunden haben und uns inspirieren - durch ihre Lebensgeschichten und ihr Tun. Sie sind für uns Wegbereiter*innen. An dieser Stelle möchten wir Euch solche Menschen vorstellen oder sie selbst zu Wort kommen lassen. Sie geben persönliche Einblicke und erheben Ihre Stimmen zu wichtigen Themen, die uns und unserer Community am Herzen liegen.

Jean ist mit Herz und Seele Krankenschwester und Bloggerin. Mit 40 Jahren begann Ihre Reise zum Traumjob. In ihrem Text berichtet sie von Ihrem Weg und hat eine klare Botschaft für uns: “Lebt Eure Träume. Habt den Mut, Dinge zu beginnen, an denen ihr zweifelt, sie aber doch ganz tief in Euch drinnen wollt.”

 

  NameJean
  Alter: 48
  Kinderkrankenschwester, Mutter, Bloggerin
  Links:
  https://www.instagram.com/einfach.jean/ 
  https://linktr.ee/einfachjean

Alles begann 1973.

Da wurde ich geboren.

In der DDR.

Meine Mutter war Krankenschwester und alleinerziehend.

Ich erinnere mich daran, dass sie mich oft mit zur Arbeit nahm. In einem Gitterbett in einem Patientenzimmer durfte ich meine Zeit verbringen während sie arbeitete.

Mein Traum, Krankenschwester zu werden, lies mich nie los.

Mit 16 hatte ich damals die Schule beendet. Einen Ausbildungsplatz in der Pflege bekam ich aufgrund meines Alters nicht.

Also ging ich einen anderen Weg.

Lernte im Büro, arbeitet aber nie dort, da das einfach nicht meins war.

Ich probierte mich aus.

Im Verkauf, im Vertrieb, in der IT, angekommen fühlte ich mich nie.

Dann wurde ich Mutter.

Als mein 2. Kind als Frühgeborenes auf die Welt kam, war er wieder da.

Der Kontakt zu Krankenhäusern, zum Pflegepersonal, zur Pflege allgemein.

Es hört sich komisch an aber ich fühlte mich wohl.

Es interessierte mich einfach. Die Struktur einer Station, die Belegungen, die Diagnosen, die medizinischen Hintergründe.

Die Tatsache, 3 kleine Kinder zu haben, eins davon mit einer Behinderung, lies meinen Traum dann wieder ein bisschen in die Ferne rücken.

In jener Zeit absolvierte mein Bruder sein Examen als Krankenpfleger und ich tauschte mich oft und sehr interessiert mit ihm über seinen Alltag aus.

Es vergingen Jahre. Die Kinder wurden groß und jedes begann, seinen eigenen Weg zu gehen.

Und auf einmal war er wieder da. Dieser Wunsch. So stark und klar.

Ich suchte nach Stellenangeboten für Hilfskräfte in der Pflege und wurde schnell fündig.

Die ambulante Altenpflege sollte es werden. Ein Vorstellungsgespräch war schnell vereinbart und ich schnupperte die erste Pflegeluft.

Dort bleib ich ca. 3 Monate. Die ambulante Altenpflege war nicht das Gebiet, in dem ich mir vorstellen konnte, dauerhaft zu arbeiten.

Im Altenheim in meinem Wohnort bekam ich dann gleich im Anschluss eine weitere Möglichkeit, meine Weg in der Pflege zu gehen.

Die Bedingungen dort erschreckten mich. Ich begann, mich einzulesen, mir Diagnosen beizubringen, mich weiterzubilden.

Ich wollte wissen, was ich tue und warum. Ich wollte die Pflege nicht mehr verlassen, das wusste ich. Aber ich wollte auch professioneller werden.

Also bewarb ich mich für die einjährige Ausbildung als Pflegefachhelferin. Warum?

Ich war fast 40, wusste nicht ob ich noch lernen kann, wusste nicht ob ich mit den anderen Schülern, die überwiegend meine Kinder sein könnten, klar kommen würde.

Was soll ich sagen, ich bekam den Ausbildungsplatz und konnte dies Ausbildung nach einem Jahr als Klassenbeste abschließen.

Direkt im Anschluss daran begann ich die dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. 

Es waren 3 harte Jahre, ich war mehrfach kurz davor hinzuwerfen, wusste aber…diese Chance ist deine letzte.

Seit 2015 bin ich nun examiniert. Mein Examen machte ich auf einer Station mit Kindern und erwachsenen Menschen mit Behinderung.

Dort bin ich heute noch.

Neben der Pflege direkt an den Patient*innen bin ich inzwischen stellvertretende Stationsleitung und befinde mich aktuell in der Weiterbildung zur Stationsleitung (obwohl ich nach der Ausbildung gesagt hatte: „Nie wieder Schule“).

Im Dezember 2021 bin ich damit fertig. 

Ich bin angekommen. Ich fühle es.

Was ich mit meiner Geschichte sagen möchte:

Lebt Eure Träume. Habt den Mut, Dinge zu beginnen an denen ihr zweifelt, sie aber doch ganz tief in Euch drinnen wollt. Wenn sich dann herausstellt, dass es nichts für euch ist, habt ihr es zumindest versucht.

Nichts ist anstrengender für den Kopf als Gedanken wie: „Ich wollte doch…hätte ich mal...“

In 2 Jahren bin ich 50 Jahre alt. Ich bereue nichts, außer den Dingen, die ich nie getan habe und immer noch gerne tun möchte.

Und wisst ihr was?

Ich werde es machen.

Fallschirmspringen zum Beispiel.

Jean